Julius Fromm, geboren am 4. März 1883 in Konin (Polen), gestorben am 12. Mai 1945 in London, hieß in Wirklichkeit mit
Geburtsnamen Israel Fromm. Er war ein Gummifabrikant im Deutschen Reich. Er brachte 1916 unter dem
Firmennamen "Fromms Act" das weltweit erste Kondom ohne störende Naht, genannt "Fromms", auf den Markt.
1893 wanderte die Familie in die deutsche Hauptstadt Berlin aus und lebte im Scheunenviertel in Berlin-Mitte, nahe
dem Alexanderplatz. Neben seiner Arbeit als Zigarettenverkäufer studierte Julius in Abendkursen Chemie. 1906
heiratete er seine bereits schwangere Verlobte. 1907 zog die Familie in das Bötzowviertel, in die Allensteiner Straße 40
(seit 1974 Liselotte-Herrmann-Straße).
1914 gründete er die Einmann-Firma "Israel Fromm", Fabrikations- und Verkaufsgeschäft für Parfümerien und
Gummiwaren in der Lippehner Straße 23 (seit 1974 Käthe-Niederkirchner-Straße). Zugleich experimentierte Fromm mit
Gummi und erfand das transparente und nahtlose Kondom aus Naturkautschuk, bei dem ein Glaskolben in eine
Rohgummilösung getaucht wurde und dann unter Schwefeldämpfen vulkanisierte.
1916 brachte er mit seiner nun "Fromms Act", Spezialfabrik nahtloser Gummiwaren genannten Firma, sein erstes
Markenkondom unter dem Namen Fromms Act (Schutzmarke) auf den Markt. Nachdem die Ladenwohnung im
Bötzowviertel als Produktionsstätte zu eng wurde, mietete er von 1917 bis 1922 in einem Gewerbehof in der
Elisabethstraße 28/29 in Berlin-Mitte Räume für seine Firma.
Die damals gebräuchlichen Kondomarten, meist aus Tierdärmen, Fischblasen oder Gummiprodukten genäht, waren
unbeliebt, fanden jedoch notgedrungen Verwendung, um sich vor der gefürchteten Syphilis und anderen
Geschlechtskrankheiten zu schützen.
Ziemlich schnell wurde Fromms modernes Produkt zum Marktführer im Bereich Kondomherstellung.
Im Ersten Weltkrieg kam es zur massenhaften Verbreitung des Kondoms. In den meisten Soldatenbordellen war
ungeschützter Geschlechtsverkehr nicht erlaubt (um Soldaten vor Geschlechtskrankheiten zu schützen).
Die Nachfrage nach Verhütungsmitteln war entsprechend dem Bedürfnis nach Familienplanung am Anfang des 20.
Jahrhunderts stark gestiegen und wurde auch durch die sexuell freizügigere Kultur der 1920er Jahre gefördert.
Populäre Slogans wie „Wenn’s euch packt, nehmt Fromms Act“ machten den Firmennamen zum Synonym für
Kondome schlechthin. Bereits 1919 wurden täglich 150.000 Frommser produziert.
Ein Dreierpack kostete damals 72 Reichspfennige.
1922 errichtete Fromm in der Rahnsdorfer Straße im Ortsteil Berlin-Friedrichshagen (heutiger Bezirk Köpenick) eine Kondomfabrik (noch vorhandene Gebäudeteile wurden im
Juni/Juli 2007 abgerissen), die bereits 1928 an die Grenzen ihrer Kapazität gelangt war. Zur Erweiterung der Produktionskapazität kaufte Fromm daher 1929 in der
Friedrichshagener Straße in Berlin-Köpenick ein 16.000 m² großes Gelände und errichtete dort bis 1930 nach Plänen der
Architekten Arthur Korn und Siegfried Weitzmann, die zu jener Zeit zur Avantgarde des "Neuen Bauens" zählten, ein modernes
Fabrikgebäude, welches national und international Beachtung fand.
Bereits 1926 verfügte die Firma auch über Niederlassungen im Ausland und produzierte 24 Millionen Kondome.
Unter der nationalsozialistischen Herrschaft versuchte Fromm, seinen Betrieb weiterzuführen, schaltete Anzeigen, ließ in der
Werkskantine eine Hakenkreuzfahne aufhängen und verteilte bei den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin an die
internationalen Gäste einen zweideutigen Nahverkehrsplan.
Fromm experimentierte zusammen mit der I.G. Farben AG in Leverkusen an der Erfindung eines geeigneten synthetischen
Gummis, um sich von dem knapper und teurer werdenden Naturkautschuk unabhängig zu machen. Gleichzeitig verbesserte
Fromm die Gleitfähigkeit der Kondome und verhinderte durch Beigabe von Talkum, Glimmer und anderen Pulvern das bis dahin
lästige Verkleben der zusammengerollten Kondome.
Obwohl er nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wegen des stärker werdenden Antisemitismus in Deutschland
seine Söhne ins Ausland brachte, empfand er die Nazi-Herrschaft nicht als persönliche Bedrohung und glaubte, dass die NSDAP-
Herrschaft eine vorübergehende Angelegenheit sei, die ein erfolgreicher Unternehmer im Lande aussitzen könne. 1934 leiteten
NS-Behörden allerdings ein betriebswirtschaftliches Verfahren ein, um Fromm die deutsche Staatsbürgerschaft entziehen zu können. Das Gutachten kam aber zu dem Ergebnis,
dass sich Fromm als Unternehmer vorbildlich für die Arbeitsbedingungen und die sozialen Belange seiner Mitarbeiter einsetze. Die Behörden fanden auf diesem Wege keine
Handhabe gegen Fromm.
Nach den Olympischen Spielen 1936 begann die antisemitische Zeitung Der Stürmer eine Hetzkampagne gegen Julius Fromm (und
andere jüdische Geschäftsleute). Im Verlauf der Kampagne musste Fromm erkennen, dass sein Verbleiben als Jude in Deutschland
ohne Gefahr für Leib und Leben nicht möglich war. Er beauftragte seine Bank (die Reichs-Kredit-Gesellschaft AG) mit dem Verkauf
seiner Firma, die einen Wert von etwa acht Millionen Reichsmark (nach heutiger Kaufkraft etwa 120 Millionen Euro) hatte. Der Verkauf
wurde aus politischen Gründen verschleppt, und Fromm sah sich gezwungen, den Kaufpreis um 50 % zu reduzieren. Schließlich lehnte
das Reichswirtschaftsministerium den Verkauf an einen Käufer nach freier Wahl des Verkäufers ab, und das Frommsche Unternehmen
wurde am 4. August 1938 im Rahmen der Arisierung zum Spottpreis von 200.000 Schweizer Franken (118.000 Reichsmark) auf Geheiß
von Hermann Göring an dessen Patentante Elisabeth Edle von Epenstein-Mauternburg zwangsverkauft. Göring erhielt für dieses
Geschäft von der Baronin unter anderem die Burgen Veldenstein und Mauterndorf.[8] Julius Fromm konnte Deutschland nach dem
Zwangsverkauf seines Unternehmens verlassen und emigrierte mit seiner Familie nach London, wo er 62-jährig – nur wenige Tage nach
dem Kriegsende in Europa – verstarb.
Nach Kriegsende versuchte sein Bruder Siegmund, das Unternehmen von der sowjetischen Militärverwaltung zurückzuerhalten. Da die
Frommschen Fabriken im sowjetischen Sektor Berlins lagen, hintertrieben die regierenden deutschen Kommunisten in der Berliner
Stadtverwaltung die Wiedereinsetzung der alten Gesellschafter und die Rückführung in Privateigentum.
Vier Jahre nach Fromms Tod wurde per Verwaltungsakt am 2. Dezember 1949 die Frommsche Gummiwerke GmbH durch den Magistrat von Groß-Berlin in Volkseigentum
überführt. Grundlage bildete das Gesetz zur Einziehung von Vermögenswerten der Kriegsverbrecher und Naziaktivisten vom 8. Februar 1949. Ein neuer Antrag der Erben Fromms
auf Rückübereignung wurde 1951 abgelehnt
Israel „Julius“ Fromm